Stages of Attraction

Wandertheater
In historischen Debatten über die angemessene Konstruktion eines Dramas und dessen theatrale Aufführung werden stets Begriffe und Modelle eingespeist, die ursprünglich in bildlichen Kontexten entstanden sind. Diverse Phänomene—von der Entwicklung der Regieanweisung bis hin zur theoretischen Diskussionen über die szenische Einheit—zeugen vor der Wirkmächtigkeit der Bildbegriffe im Theater. In meiner Forschung geht es um diese Begriffswanderungen, die das Theater zu einer Schaltstelle zwischen den Künsten machen. Vor allem beziehe ich mich auf die historischen Prozesse, im Laufe derer die Tradition des komischen Wandertheaters immer wieder aufgegriffen und verwandelt wird. Als eine dem aristotelischen Klassizismus zuwiderlaufende Tradition bietet das Wandertheater Strategien der Unterbrechung, Diskontinuität, und Improvisation, die ein theatrales Reservoir für die Avantgarden bis ins 20. Jahrhundert bereitstellen. Die historischen Momente, in denen diese ‚Gegen-Tradition’ an Brisanz gewinnt, machen das Theater zu einer Transferzone zwischen Malerei und Drama, zwischen Bild und Text.